24.11.2025

Alumni Update: Fricka Lindemann (Class of 2018)

Von Freiburg nach Wien: Frickas Reise zu Gemeinschaft, Verantwortung und Neugestaltung

Als Fricka das erste Mal von UWC hörte, war es in einem zufälligen YouTube-Video – von dem sie nicht ahnte, dass es ihr Leben verändern würde. Als sie in Berlin aufwuchs, träumte sie davon, einen Highschool-Austausch in den USA zu machen, aber als das finanziell nicht möglich war, hatte das Schicksal andere Pläne. „Es waren nicht einmal gesponserte Inhalte“, lacht sie. „Nur ein Gast, der über die Erfahrungen seiner Schwester an einem UWC berichtete. Ich hatte noch nie davon gehört.“ Dieser unerwartete Moment führte sie schließlich zum UWC Robert Bosch College, wo sie 2016 ankam.

Zwei Jahre später schloss Fricka ihr Studium als Teil der Class of 2018 ab. Wenn sie an ihre Zeit in Freiburg zurückdenkt, erinnert sie sich nicht nur an die akademische Strenge, sondern auch an den Rhythmus des Gemeinschaftslebens: „Es war immer etwas los, es gab Leute, die man kennenlernen konnte, Gespräche, an denen man sich beteiligen konnte, und spätnächtlichen Tee im Gemeinschaftsraum. Ich habe ein Jahr gebraucht, um zu lernen, mit FOMO umzugehen.“ Es war nicht einfach, die Dreifaltigkeit von UWC „Schlafen, Lernen, Geselligkeit“ unter einen Hut zu bringen. „Ich habe immer das vierte S vermisst – Selbstfürsorge“, gibt sie zu. „Es war nicht leicht, Raum zu schaffen, um präsent und in Kontakt mit mir selbst zu sein. Ihre Erinnerungen ans RBC sind voller Freude und Nachdenklichkeit: spontane Tanzstunden, nächtliche Gespräche und unerwartete Freundschaften. „Diese zufälligen Momente der Verbundenheit waren alles“, sagt sie. „Wir haben über alles und nichts gesprochen. Das ist es, was ich wirklich vermisse.“

Den Wandel in den Gemeinschaften verankern

Nach ihrem Abschluss nahm Fricka an Semester at Sea teil und reiste mit anderen UWC-Absolvent:innen und Studierenden aus den USA über die Kontinente. „Es war sehr aufschlussreich – und verwirrend“, erinnert sie sich. „Die meisten Studenten:innen waren aus den USA und hatten noch nie im Ausland gelebt. Wir, die UWC-Alumni, wurden in die Rolle von Kulturbotschafter:innen gedrängt. Doch die Freundschaften mit anderen UWClern waren es wert. Wir bildeten unsere eigene kleine globale Gemeinschaft an Bord.“ 2019 zog Fricka nach Minnesota, um am St. Olaf College zu studieren, einer der Partneruniversitäten von UWC Davis. Sie studierte Race and Ethnic Studies and Political Science und befasste sich dabei mit systemischer Ungerechtigkeit im Kontext realer Ereignisse.. „Der Mord an George Floyd hat mein Verständnis von systemischer Gewalt geprägt, nicht in der Theorie, sondern im Leben“, sagt sie. „Zu sehen, wie die Menschen in Echtzeit darauf reagieren, hat mir die Augen geöffnet. Als sie 2022 ihren Abschluss machte, wusste sie, welche Art von Veränderung sie anstrebte: eine Veränderung, die in den Gemeinden verwurzelt ist. Als sie nach Wien zog, fand sie einen Ort, der Kultur, Aktivismus und Kreativität miteinander verband. „Ich wollte mich irgendwo niederlassen, wo ich etwas beitragen kann“, erklärt sie. „In den USA konnte ich mich als Nicht-Staatsbürgerin politisch nicht voll engagieren. Hier habe ich das Gefühl, dass ich tatsächlich etwas bewirken kann.“ Fricka hat einen Master in Social Design an der Universität für angewandte Kunst Wien gemacht und sich dabei auf die Frage konzentriert, wie öffentliche Räume Gleichberechtigung und Integration fördern können. „Bei Social Design geht es nicht um glänzende neue Innovationen“, sagt sie. „Es geht darum, Dinge besser zu machen und sich vorzustellen, wie Städte allen Menschen dienen können.“

Heute verbindet ihre Arbeit Bildung, Gemeinschaft und Design. Mit einer Organisation leitet sie in ganz Österreich politische Bildungsworkshops, oft in Schulen, zu den Themen Bystander Intervention und Extremismusprävention, die den Menschen helfen, ihre eigene Handlungsfähigkeit zu erkennen. Parallel dazu arbeitet sie an partizipativen Stadtgestaltungsprojekten, bei denen sie die Bewohner bei der Neugestaltung ihrer Stadtviertel anleitet. „Wir zeigen den Menschen, dass der öffentliche Raum ihnen gehört“, erklärt sie. „Manchmal bedeutet das, einen Gemeinschaftsgarten anzulegen oder die Bürokratie zu umgehen, um eine Straße sicherer zu machen. Das klingt trocken, aber in Wirklichkeit geht es um Selbstbestimmung. Und irgendwie ist Fricka auch „ein bisschen wie Angus“ geworden, der geliebte ehemalige RBC-Mitarbeiter, der das Fahrradprogramm leitete. „Ich arbeite jetzt als Fahrradlehrerin“, sagt sie lächelnd und fügt hinzu: „Ich unterrichte vor allem Kinder und Migrantinnen und helfe den Menschen, Selbstvertrauen auf dem Fahrrad zu gewinnen. Es geht um Mobilität, Zugehörigkeit und Zugang.“

Eine bewusste Gemeinschaft

Auf die Frage, was sie am meisten an RBC vermisst, zögert sie nicht. „Das Gefühl, in einer bewussten Gemeinschaft zu leben“, sagt sie. „Hier sind meine Nachbarn zwar nett, aber wir haben nicht dieselbe Absicht. Bei RBC war jeder mit Absicht da. Dieses Gefühl der gemeinsamen Werte vermisse ich sehr.“ Und doch trägt sie es weiter. In Klassenzimmern und Nachbarschaften, auf Fahrrädern und Bänken macht Fricka Bildung und Design weiterhin zu einer Kraft, die Menschen für Frieden und eine nachhaltige Zukunft vereint.

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