Sanierungsprojekt: Neues Leben im historischen Waschhaus

Das denkmalgeschützte „Waschhaus“ auf dem Gelände des UWC Robert Bosch College soll den Campus künftig als Ort der Begegnung bereichern: Zehn Jahre nach Gründung der Schule wurde das Projekt der Sanierung des letzten noch unsanierten Gebäudes durch die Robert Bosch Stiftung initiiert.
Zehn Jahre nach Gründung der Schule wurde das Projekt der Sanierung des letzten noch unsanierten Gebäudes durch die Robert Bosch Stiftung initiiert. Rund 250 Quadratmeter werden den Schüler:innen dann als zusätzliche Räume zur Verfügung stehen. Was genau in den Räumlichkeiten des 1907 errichteten Waschhauses geplant ist, wer in die Planungen involviert ist und welche Rolle die Zwergfledermaus im Prozess spielte, erfahren Sie im Gespräch mit Nina Scholze, die als Architektin bei Bosch Global real Estate für das Projekt zuständig ist.
Sie waren bereits 2011-2014 in die Bau- und Sanierungsarbeiten der Kartause und des Schülerdorfes involviert. Nun – 10 Jahre später – geht es mit dem Waschhaus weiter. Kommen da Erinnerungen an die Entstehungsphase hoch?Â
Ja, viele – der Kreis schließt sich. Dieses Projekt war von Anfang an eine Herzensangelegenheit. Die Kombination aus historischer Bausubstanz, dem Schulkonzept und der traumhaften Lage ist einzigartig. Es ist wunderschön, jetzt noch den letzten Baustein beisteuern zu dürfen – und zu sehen, wie lebendig und vielfältig die Schulgemeinschaft gewachsen ist.
Das Waschhaus soll ein Ort der Begegnung werden. Wie passt es sich als solcher in das Ensemble ein?
In der ersten Bauphase standen die funktionalen Bereiche im Vordergrund – Unterricht, Wohnen, Verpflegung. Mit dem Waschhaus entsteht nun ein Raum, der das soziale Leben auf dem Campus stärkt. Die Schüler:innen leben hier, sie gestalten ihr Miteinander aktiv – und genau dafür fehlte bisher ein gemeinsamer Ort jenseits von Unterricht und Wohnen. Das Waschhaus wird ein Raum für Austausch, Kreativität, Begegnung – zentral gelegen, offen gedacht. Auch zur  Stadt Freiburg soll es eine Brücke schlagen – als ein Ort, an dem sich Schulgemeinschaft und Stadtgesellschaft begegnen können.
Was genau soll in den Räumlichkeiten untergebracht werden?
Das Herzstück ist der große Raum im Erdgeschoss – hell, offen, mit viel Atmosphäre. Er wird multifunktional genutzt: als Treffpunkt, für Freizeit, kleine Veranstaltungen oder kulturelle Formate. Im Dachgeschoss entsteht ein Rückzugsraum– vielleicht zum Lesen, Nachdenken oder einfach mal die Seele baumeln lassen. Ergänzt wird das Ganze durch zwei kleinere Räume, die sich gut für Bewegung, Musik oder handwerkliches Arbeiten eignen. Alles bleibt flexibel – die Räume sollen sich mit den Bedürfnissen der Nutzer:innen entwickeln können.
Die Schulgemeinschaft war von Anfang an involviert, um die Nutzung der Räumlichkeiten zu definieren. Wie haben Sie zusammengearbeitet?
Das war ein partizipativer Prozess. Wir haben in Workshops intensiv mit Schüler:innen und Lehrkräften gearbeitet. Ausgangspunkt war die Frage: Was fehlt euch? Was wünscht ihr euch? Uns ging es darum, Möglichkeitsräume zu schaffen. Die Entscheidung, das Waschhaus als offenen, wandelbaren und inspirierenden Ort für die Schüler:innen zu gestalten, ist genau aus diesem Dialog mit der Schulgemeinschaft heraus entstanden.
Das Waschhaus steht unter Denkmalschutz. Was braucht man, um ein denkmalgeschütztes Gebäude zu sanieren?
Sorgfalt – und einen tiefen Respekt vor der Geschichte, die im Gebäude steckt. Das Waschhaus war in weiten Teilen noch im Originalzustand – ein Glücksfall. Unser Ziel war es, so viel wie möglich zu erhalten und gleichzeitig eine zeitgemäße Nutzung zu ermöglichen. Besonders schön war, dass sich Denkmalschutz und neue Funktion hier nicht widersprochen, sondern wunderbar ergänzt haben.
Gab es Hürden im Prozess?
Oh ja – es war ein echtes Puzzle. Die Anforderungen von Denkmalschutz, Brandschutz, Stadtplanung und Artenschutz miteinander zu vereinen, war nicht ohne! Allein die Fluchtwegsituation im Dachgeschoss hat uns viele Monate beschäftigt. Und wir mussten Rücksicht auf geschützte Arten nehmen – Zwergfledermäuse und Eidechsen. Es ist ein kleines Projekt mit großen Anforderungen – aber auch ein Team, das mit viel Herzblut und Beharrlichkeit dabei ist.
Was macht Ihnen am Projekt am meisten Freude?
Die Zusammenarbeit mit der Schulgemeinschaft – ganz eindeutig. Dieses Miteinander, das gemeinsame Gestalten, das Gefühl, wirklich etwas bewirken zu können. Ich empfinde es als großes Privileg, an einem Ort mitwirken zu dürfen, an dem Bildung, Gemeinschaft und Nachhaltigkeit so selbstverständlich zusammengehören. Und ich freue mich auf den Moment, wenn die Schüler:innen die Räume wirklich „in Besitz“ nehmen – dann wird alles lebendig.
Ein geschichtsträchtiger Ort:
Die 1342 gegründete Kartause fungierte bis zur Aufhebung aller Kartausen im Jahr 1782 als Kloster und wurde 1783 von Freiherr Franz Anton von Baden als Adelssitz erworben. 1894 wurden die Bauten und Liegenschaften verkauft, zwischen 1895 und 1897 wurde die Kartause zum städtischen Altenheim für 150 bis170 Bewohner umgebaut. Kurze Zeit später entstand im Jahre 1907 das Waschhaus, das bis 1973 als solches genutzt wurde. Es enthielt zahlreiche Waschmaschinen, die von einem kohlebeheizten Dampfkessel aus beheizt wurden.  Nach dem Neubau des Johannisheims zwischen 1966 und 1968 blieb das Gebäude ungenutzt, bis es ab ca. 1990 das Freiburger Spielmobil beherbergte und als Werkstatt und Lager diente.
- Bauliche Besonderheiten: Sandsteinwände. Trockenspeicher. Fensterlose Öffnungen mit Holzlamellen. Kohlebeheizter Dampfkessel
Finanzielle Unterstützung durch die Paul-Mathis-Stiftung
Die Paul-Mathis-Stiftung unterstützt das Projekt zur Sanierung des Waschhauses mit €50.000. Damit legt die Stiftung einen wichtigen Grundstein zur Sanierung des historischen Gebäudes. Im Rahmen einer Kampagne möchte die Schule eine Finanzierungslücke von € 200.000 schließen – über weitere Spender und Partner im Projekt würden wir uns freuen!