Lernen im Schulgarten

 

Nachhaltigkeit zum Anfassen: Der ehemalige Klostergarten der Kartause ist ein wichtiger Bestandteil im Nachhaltigkeitskonzept der Schule, der globale Prozesse auf 0,2 Hektar veranschaulichen kann. 2016 offiziell zum Schulgarten ernannt, bietet der Ort den Schüler:innen die Möglichkeit, Grundkenntnisse im biologischen Gartenanbau zu erlernen – und ist fest in den Lehrplan integriert. Gemeinsam mit vier Gruppen von Schüler:innen arbeiten die UWC-Gartenpädagoginnen sowohl im Sommer als auch im Winter im und um den Garten, graben um, säen ein, schneiden Äste oder pflanzen junge Bäume. Neben den rund 400 Nutzpflanzen beherbergt das Areal seit September 2018 auch einen von Schüler:innen selbstgebauten Lehmofen zum Brot und Pizza backen und eine Ecke für Bienen, Laufenten und Hühner.

Eine Reise durch den Klostergarten während vier Jahreszeiten: UWC Lehrerin Lucia Perona hat den Schulgarten ein Jahr lang mit der Kamera begleitet.

Historischer Lernort

Der ehemalige Küchengarten der Kartäuser, alemannisch Kuchelgarten genannt, liegt unterhalb des Schulgbäudes auf dem direkten Weg zu Kanal und Straße. Eine mannshohe Bruchsteinmauer umfasst die 2.000 qm große Gartenfläche mit Gewächshaus, Frühbeeten und klassischer Aufteilung des Parterres in vier Felder mit Wegekreuz und zentralem Wasserbecken. In Lage und Größe seit ca. 500 Jahren unverändert diente diese Fläche durch die Jahrhunderte hinweg ihren wechselnden besitzhabenden Personen Kartäusermönchen, Adeligen, Bewohner:innen des Altenheims, privaten Familien und dem UWC als Versorgergarten. Die Bewirtschaftung erfolgt seit 1992 biologisch, bis 2014 in zertifizierter Form. Zur großen Nutzpflanzenvielfalt mit vielen alten und vergessenen Sorten gehört auch die eigene Saatgutgewinnung und Setzlingsanzucht. So konnte beispielsweise der Anbau der Heilpflanze Erzengelwurz (Angelica archangelica) wiederbelebt werden, die bereits zu Zeiten der Kartäusermönche als Exportschlager gehandelt wurde.

Pflanzenvielfalt heute

Seit 2015 ist das UWC Robert Bosch College Partner und Schaugarten der Organisation Pro Specie Rara. Die Stiftung setzt sich für die kulturhistorische und genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren ein. Durch seine große Vielfalt an Nutzpflanzen bietet der Klostergarten ideale Bedingungen für bedrohte Arten. Momentan wachsen in unserem Garten über 20 unterschiedliche Tomatensorten, die wir einmal pro Jahr bei der Freiburger Tomatentauschbörse anbieten. Desweiteren sind wir Teil des „1000 Gärten“ Projekts der Firma Taifun, welches den Anbau von tofugerechten Sojapflanzen in Deutschland erforscht. In regelmäßigen Abständen bietet Pro Specie Rara Veranstaltungen am College an, zum Beispiel den Sortenerhalter:innen-Treff – alle öffentlichen Termine finden Sie weiter unten auf unserer Seite.

Ich bin im benachbarten Forsthaus aufgewachsen, habe den Garten jahrelang gepflegt und bin jetzt als Gartenpädagogin am UWC dafür zuständig, dieses Wissen an 200 neugierige Jugendliche aus aller Welt weiterzugeben. Was mich besonders freut, ist der Austausch zwischen den Schüler:innen und den Freiburger Gartenfreiwilligen: das Team besteht seit vielen Jahren, jeden Freitag arbeiten sie gemeinsam mit den Kids und kümmern sich auch in den Schulferien um unseren schönen Garten. Das Programm ist eine Brücke in die Stadt.

Eva Maria Schüle
Argrawissenschaftlerin und UWC-Gartenpädagogin

Freiwillig Mitgärtnern

Jeden Freitagnachmittag verwandelt sich der historische Klostergarten der ehemaligen Kartause zwischen 15.00 und 18.00 Uhr zum Treffpunkt von Gartenliebhaber:innen aus Freiburg und Umgebung. Ob jung oder alt, erfahren oder unerfahren im Gärtnern, bereits bewandert im biologischen Anbau oder mit einem ganz klaren Lernziel vor Augen: Es gibt viele Beweghintergründe, am Garten-Freiwilligenprogramm teilzunehmen. Viele Teilnehmer:innen sind bereits seit vielen Jahren dabei, immer wieder stoßen weitere Interessierte dazu. Seit 2009 besteht die Gruppe unter Leitung von Agrarwissenschaftlerin und Gartenpädagogin Eva-Maria Schüle und ihrer Assistentin Zana Mehic.

Öffentliche Veranstaltungen

Der Klostergarten ist vielen Freiburgerinnen und Freiburger und Gartenliebhaber:innen seit Jahren bekannt. Es gibt immer wieder Möglichkeiten, den Garten zu entdecken und kennenzulernen, zum Beispiel im Rahmnen einer Führung oder eines Workshops. Von Juni bis Oktober sind wir fester Bestandteil der Bauerngartenroute und öffnen außerdem einmal im Jahr unsere Türen für den Tag der offenen Gärten. Unsere Gartenpädagoginnen bieten aber auch Workshops und Seminare zu Heilkräutern, der Gartenapotheke, Bäumen, ätherischen Ölen und vielem mehr an oder machen Führungen für Gruppen oder Schulklassen. Kontaktieren Sie uns!





















Schulinsektenhaus-Projekt

Forschende der Universität Freiburg und Schüler:innen des UWC Robert Bosch College in Freiburg suchen Partnerschulen in ganz Deutschland, um die Entwicklung von Insektenpopulationen zu erforschen. Das ‚Insektensterben‘ war eines der großen Themen das Jahres 2018. Doch noch immer wissen wir viel zu wenig über die Faktoren, die die Verbreitung von Insekten in Deutschland beeinflussen. Das wollen ForscherInnen der Professur für Landschaftsökologie der Universität Freiburg zusammen mit Schüler:innen des Freiburger United World College ändern. In einem durch die Robert Bosch Stiftung geförderten Projekt plant das Freiburger Team „Insektenhäuser“ – einfache Plastikrohre, die mit Schilf- und Bambusrohren gefüllt sind – an Schulen in ganz Deutschland verschicken.

Teilnehmende Partnerschulen erhalten im Frühjahr zwei Insektenhäuser und hängen diese bei sich am Schulgelände auf. Über den Sommer legen solitäre Bienen und Wespen ihre Eier in die Rohre. Im Winter wird eines der Insektenhäuser zurück nach Freiburg geschickt, wo UWC SchülerInnen und ForscherInnen die Nester analysieren. Die Partnerschule bekommt danach ein neues Insektenhaus geschickt. Das Projekt wird mehrere Jahre laufen, Partnerschulen werden neben den Insektenhäusern auch Informationsmaterialien sowie die Ergebnisse der Auswertung der Nester erhalten. Damit das Projekt funktioniert brauchen wir viele Partnerschulen in ganz Deutschland.

Das Schulinsektenhaus-Projekt der Universität Freiburg und des UWC Robert Bosch College möchte mehr über die Biodiversität von solitären Insekten erfahren.